Vor einer Revolution in der Radiotechnik ?

Der röhrenlose Empfänger - eine sensationelle deutsche Erfindung

 STUTTGART (Eig. Bericht). Seit vielen Jahren beschäftigen sich die Radiokonstrukteure in aller Welt mit dem Problem des "Radios ohne Röhren". Vor allem in den USA wurden und werden große Summen für Experimente und Entwicklungsarbeiten auf diesem Gebiet aufgewendet, doch zu konkreten und befriedigenden Resultaten kam man bislang nicht.

Verzicht auf 250000 Dollar

 Nun machte vor einiger Zeit der deutsche Radiokonstrukteur Wobbe, dessen "Wobbe-Knirps" großes Aufsehen erregt hatte, dadurch von sich reden, daß ihm von amerikanischer Seite eine Viertelmillion Dollar für ein von ihm entwickeltes Verfahren zum Bau eines röhrenlosen Radios geboten wurde. Wobbe soll dieses Angebot abgelehnt haben. Ob und inwieweit seine Erfindung Anspruch darauf erheben darf, das Problem des "Radios ohne Röhren" gelöst zu haben, sei dahingestellt. Jedenfalls blieb die ganze Sache in geheimnisvolles Dunkel gehüllt, und in deutschen Fachkreisen nahm man Wobbes Erfindung mit Skepsis auf. Inzwischen wurde bekannt, daß sich ein anderer deutscher Radiokonstrukteur namens Denk - ein sudetendeutscher Flüchtling - ebenfalls schon längere Zeit mit der Entwicklung eines röhrenlosen Empfängers beschäftigt und daß er bereits Anfang dieses Jahres ein Radiogerät ohne Röhren von hoher Leistungsfähigkeit fertiggestellt hatte - das erste röhrenlose Radiogerät der Welt!

Das Geheimnis gelüftet

 Während über Wobbes Erfindung keine konkreten Details bekanntgeworden sind, hat Denk sein Konstruktionsgeheimnis in diesen Tagen gelüftet. Sein Apparat ist ein Einkreiser. Auf einem normalen Chassis von auffallend kleinen Ausmaßen sind ein Drehkondensator mit Spule, ein Selen-Trockengleichrichter, ein Transformator und ein Elektrolyt-Kondensator angeordnet. Unter dem Sockel befindet sich ein kleines, batterieförmiges Aluminiumgehäuse - das eigentliche "Ei des Kolumbus". Es beherbergt eine Elektrode, die von einer Oxydschicht bedeckt ist. Es handelt sich hierbei um eine Art Kompromißlösung zwischen Detektorkristall, welches den Stromdurchzug nur nach einer Richtung gestattet, und einer Röhre - jedoch mit der (ausschlaggebenden) Eigenschaft, daß das Vakuum entfällt und die Elektrode ohne Heizstrom funktioniert. Dadurch ist es möglich, daß das Gerät sofort nach dem Einschalten arbeitet.

Phänomenaler Empfangsbereich

 Der Empfangsbereich ist phänomenal: Allein auf Mittelwelle können 32 Sender hereingeholt werden. Dabei ist die Trennschärfe ausgezeichnet und die Klangqualität läßt nichts zu wünschen übrig. Das Gerät ist auf Allstrombetrieb eingerichtet. Die epochale Erfindung Denks ist indessen nicht nur auf Einkreisempfangsleistung beschränkt. Denk hat sich inzwischen an den Bau eines röhrenlosen Empfängers gemacht, der bei einer Größe von zwei aufeinander gestellten Zigarrenkisten qualitativ einem Welt-Super mit Kurz-, Mittel-, und Langwellenteil ebenbürtig sein soll. Es muß noch hervorgehoben werden, daß die Elektrode eine sehr lange Lebensdauer hat. Mit ihrer Hilfe ist es auch möglich, die normalen, d.h. mit Röhren arbeitenden Rundfunkgeräte, in röhrenlose Empfänger zu verwandeln; die hierfür erforderlichen Umbauarbeiten sind geringfügiger Natur.

Und billig ist er auch!

 Erwähnenswert ist schließlich noch, daß - und das ist ja wohl der nervus rerum - bei Herstellung des röhrenlosen Radios auf Serienbasis der Preis sehr erheblich - laut Denk 50 Prozent - unter dem Niveau der heutigen Radiopreise liegen würde.
 Sollte sich Denks Konstruktion für die Herstellung am Band eignen - und man darf das angesichts der genialen Simplizität dieser Konstruktion als sicher annehmen - dann wäre damit einer Entwicklung Tür und Tor geöffnet, die möglicherweise zu einer wahren Revolution in der Radiotechnik führen könnte.

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